Bevern

Kath. Kirche St. Marien

Die St.-Marien-Kirche in Bevern wurde 1904 von Heinrich Flügel (Bremen) erbaut und durch Anbauten 1962–66 verändert. Einige Einrichtungsgegenstände wurden aus der alten, 1853 erbauten Kapelle in Calhorn übernommen. Nach einem Brandschaden 2005 musste die Kirche aufwendig saniert werden. Die seit 1922 selbständige Pfarrei gehört seit 2006 zur fusionierten Pfarrei St. Bartholomäus Essen (Oldb).

© Gabriel Isenberg, 2021
© Gabriel Isenberg, 2021

Orgel von Orgelbau Alfred Führer (Wilhelmshaven) aus dem Jahr 1995.

12 Register stammen ganz oder teilweise aus der Vorgängerorgel von Carl Krämer (1868) bzw. Franz Breil (1936).


I. HAUPTWERK (C–g³)

Bordun 16'

Principal 8'

Rohrflöte 8'

Oktave 4'

Spitzflöte 4'

Oktave 2'

Mixtur 4f. 1 1/3'

Trompete 8'

Tremulant

Koppel II–I

II. SCHWELLWERK (C–g³)

Geigenprincipal 8'

Gedackt 8'

Salicional 8'

Unda maris 8'

Principal 4'

Gedacktflöte 4'

Nasard 2 2/3'

Gemshorn 2'

Terz 1 3/5'

Sifflöte 1'

Mixtur 4f. 2'

Basson 16'

Oboe 8'

Tremulant

PEDAL (C–f¹)

Subbaß 16'

Oktavbaß 8'

Gedackt 8'

Oktave 4'

Fagott 16'

Trompete 8'

Koppel II–P

Koppel I–P


32-fache Setzerkombination mit Sequenzern.

Schleiflade, mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur.


Wer die St.-Marien-Kirche in Bevern betritt, aufmerksam das Innere der Kirtche betrachtet und dann den Blick zur Empore richtet, wird nicht vermuten, dass es sich bei der Orgel um ein neues Instrument handelt. Völlig nahtlos fügt sich das Gehäuse in den neugotischen Stil der Kirche ein. Es ist gut denkbar, dass das Bild der 1904 neu erbauten Kirche früher einmal sehr ähnlich ausgesehen hat. Die Kirchengemeinde Bevern, allen voran Pfarrer Paul Klostermann, hat große Mühe darangesetzt, alle zwischenzeitlich aufgetretenen baulichen Veränderungen wieder rückgängig zu machen. Im Zuge von Modernisierungen ausgebaute oder verlorengegangene Inventarstücke wurden rekonstruiert und die zugemauerte große Rosette im Westgiebel der Kirche wieder freigelegt und nach altem Vorbild neu verglast. Aus der Konzeption, die Orgel um die Rosette herumzubauen, ergaben sich zwangsläufig Form, Konstruktion und Klang der neuen Orgel.
In der 7,40 m breiten Gehäusefront liegen alle 3 Werke nebeneinander. In der Mitte unterhalb der Rosette in dem niedrigen Gehäuseteil befindet sich das Schwellwerk. Stumme Zierpfeifen verdecken die verstellbaren Jalousien, mit denen man per Schwelltritt den Klang der 13 Schwellwerksregister in der Stärke variieren kann. Links vom Schwellwerk ist das Hauptwerk angeordnet, das 8 Register besitzt. Die großen Pfeifen des Registers Prinzipal 8' stehen im Prospekt. Spiegelbildlich zeigt sich das Pedal auf der rechten Seite, dessen Prospekt mit den Pfeifen des Oktavbaß 8' bestückt ist.
Die durch die Anlage bedingte Konstruktion ergab ein sehr breites, aber auch ein sehr flaches Gehäuse. Es hat nur eine Tiefe von 1,60 m wodurch sich eine ganz günstige Klangabstrahlung und eine ideale Beschallung des Kirchenraumes ergeben. Gleichzeitig konnte mit dieser Raumaufteilung genügend Platz für den Kirchenchor geschaffen werden, der sich bei den Aufführungen vor der Orgel um den freistehenden Spieltisch herum aufstellt. Podeste, die die Trakturverbindungen zwischen Spieltisch und Orgelgehäuse abdecken, dienen gleichzeitig als Sängerpodeste. Der Spieltisch, der wegen der geringen Höhe unter der Rosette nicht am Gehüse platziert werden konnte, wurde nahe an die Emporenbrüstung gerückt. Seine flache Form ermöglicht dem Spieler einen guten Sichtkontakt zum Chor.
Als Konsequenz aus der freistehenden Spieltischanlage ergab sich eine elektrische Registertraktur mit Handregistern und einer 32fachen Setzerkombination. Letztere erlaubt das Vorprogrammieren von 32 Registrierungen, die im Laufe des Gottesdienstes oder eines Orgelkonzertes per Knopfdruck abgerufen werden können.
Zu dem Wunsch, das Bild der Orgel mit dem Raum in Einklang zu bringen, gesellte sich auch das Ziel, durch einen warmen romantischen Klang eine völlige Harmonie zu erreichen. Begünstigt wurde dies durch die Wiederverwendung alten Pfeifenmaterials. Die Vorgängerorgel, die technisch verbraucht und nicht mehr funktionsfähig war, besaß etliche Register, die vermutlich aus einer Orgel von 1868 stammen. Auf einer elektro-pneumatischen Kegellade stehend, dazu an einem akustisch ungünstigen Platz im Turmraum untergebracht, konnten sie bisher klanglich nicht zur Entfaltung kommen. Doch dass diese Register von guter Qualität und solider Machart sind, zeigt sich im neuen Instrument, wo sie optimal erklingen können und mit ihren warmen, vollen Tönen den Klangcharakter der neuen Orgel entscheidend prägen.
Voraussetzungen für das Zustandekommen dieses schönen Klanges sind sämtliche Details, aus denen die Orgel besteht und die alle aufeinander abgestimmt sein müssen. Sehr wichtig ist die Verwendung von altem, massivem Eichenholz, denn dieses Material besitzt aufgrund seiner Haltbarkeit, Stabilität und Resonazfähigkeit die besten Eigenschaften für den Bau von Orgeln.
Es war für die Firma Führer eine große Freude und zugleich eine Herausforderung, diese schöne, neue Orgel bauen zu dürfen. Der Umgang mit alten Orgeln und die Erfahrung durch Restaurierungen und Rekonstruktionen historischer Orgeln waren dabei eine wertvolle Hilfe zum Erreichen des gewünschten Zieles. Allen, die uns dabei geholfen haben, danken wir sehr herzlich. Den beiden Sachverständigen, Herrn Decker und Herrn Haselier, danken wir für die orgelfachliche Beratung. Herrn Dr. Große Boymann für die Zusammenarbeit bei der Prospektgestaltung und den örtlichen Handwerkern für ihre Mitarbeit. Den Bildhauer, Herrn Martin Böttcher aus Münster, beglückwünschen wir zu seiner hervorragenden Arbeit, indem er durch das Schnitzen der Madonna und der Engelsfiguren sowie durch die Anbringung von Wappen am Gehäuse der Orgel den künstlerischen Wert der Orgel entscheidend geprägt und gesteigert hat. Den Organisten, Herrn Meyer und Herrn Brüggehagen danken wir für ihr Interesse, ihre Mithilfe und ihre Geduld, die sie mit uns haben mussten. Unser ganz besonderer Dank aber gilt Herrn Pastor Klostermann, der sich mit großem Engagement für diesen Orgelneubau eingesetzt hat. Für die schöne Zusammenarbeit mit allen Beteilgten möchten wir uns auch im Namen aller Mitarbeiter ganz herzlich bedanken und wünschen, dass die neue Orgel lange Zeit zur Ehre Gottes und zur Freude der Gemeinde erklingen möge.

Orgelbaumeister Fritz Schild über die neue Marienorgel in der Einweihungsfestschrift 1995


Daten zur Orgelgeschichte

1911  Die Kirche in Bevern erhält die 1868 von Carl Krämer (Osnabrück) für die kath. Kirche in Laggenbeck erbaute Orgel, II+P/14. Die Aufstellung in Bevern übernimmt der Orgelbauer Hermann Kröger (Goldenstedt).

1936  Umbau durch Franz Breil (Dorsten), II+P/16.

1995  Orgelneubau durch Orgelbau Alfred Führer (Wilhelmshaven), II+P/27.

2005  Reinigung nach Schwelbrand durch Martin Cladders (Badbergen).



Diskographie

Advents-CD des „Chor Bevern“

Rainer Brüggehagen spielt Orgelwerke von Bach, Reger, Guilmant, Demessieux und Bunk

CD: Chor Bevern (2004)

   Hörbeispiel: Gerard Bunk: Variationen über „O Sanctissima“ (Track 15)


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D-49632 Essen (Oldb) / Bevern, Kirchstraße 32

Quellen und Literatur:

W. Schlepphorst: Der Orgelbau im westlichen Niedersachsen, 1975

F. Schild: Orgelatlas der historischen und modernen Orgeln im Gebiet der Kath. Kirche im Oldenburger Land, 2011 (unveröff.)

Orgelsachverständigen-Unterlagen des BMO Vechta

www.chor-bevern.de

Letzte Änderung: 22.03.2021.